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SCHREIBE MIR BALD ZUM TROSTE

Denn da ich Dich selbst nicht sehen kann, was bleibt mir übrig, als aus Deinen Briefen auf Dich zu schließen? 
Heinrich von Kleist, Briefe

 

Kleist war sein Leben lang auf Reisen, und diese Reisen waren Voraussetzung für den Briefwechsel mit seinen Zeitgenossen. Die Suche nach Erfüllung, nach dem Glück und dem Sinn des Lebens, die Kleist nie beenden konnte, ist in seinen Briefen reflektiert - mal ironisch und heiter, dann wieder verzweifelt und tragisch. Diese Suche, im Reisen versinnbildlicht, ist Ausgangspunkt der theatralen Expedition mit und zu Heinricht von Kleist.

Anhand einer systematischen und zugleich empirisch-sinnlicher Untersuchung seines Briefwerks versucht die Inszenierung, dem ewig rastlosen Dichter auf die Spur zu kommen. Wem schreibt er? Wie oft? Wie beginnen Kleists Briefe? Wie enden sie? Was bedeutet ihm die virtuelle Nähe seiner Adressaten? Was ist ein Brieffreund? Um die virtuelle Nähe im geschriebenen Wort herzustellen, musste er in der Realität die Ferne suchen...

Kleist, der sein Inneres in den Briefen nach außen kehrte, der aus der sicheren Entfernung des Briefeschreibers seinen Adressaten Intimstes offenbarte, ist letztlich der Ausgangspunkt für die Frage nach dem Wesen des Briefes an sich.

 

CREDITS

 

Regie: Uli Jäckle | Text: Carsten Schneider | Musik: Roman Keller | Kostüme/Ausstattung: Sabine Kohlstedt, Gunna Meyer

mit Irene Eichenberger, Giuliana Middelhof, Luzia Schelling, Inga Schmidt, Iza Terek-Jopkiewicz, Florian Brandhorst, Oliver Dressel, Arnd Heuwinkel, Thomas Klees, Michael Wenzlaff; dem Chor Adoramus (Slubice, Polen), Mitgliedern des Theaterjugendclubs 10 minus, des Seniorentheaters Spätlese und weiteren BürgerInnen aus Frankfurt

Koproduktion mit dem Kleist-Forum und dem Theater des Lachens, Frankfurt/Oder

 

TERMINE

  •     20. Okt. 2005 | Universität Viadrina, Kleist-Festtage Frankfurt/Oder | Premiere

 

PRESSESTIMMEN

„Zu einem wahren Höhepunkt der Festtage geriet das multimediale Theaterspektakel Schreibe mir bald zum Troste. Eine vorbeidonnernde Postkutsche und die frei nach Kleist konstruierte „Bombenpost“ bringen die vor dem Gebäude startende Inszenierung schon in den ersten Minuten in Fahrt. Drinnen geht’s dann eher sinnlich weiter: Gleich ein dutzend Kleists schreibt sich hinter den ins Foyer ragenden Fenstern die Seele aus dem Leib, tanzt ekstatisch mit der übergroßen Schreibfeder, bevor ein Marionetten-Dichter auf der Empore schüchtern einen ersten Brief an Wilhelmine übergibt.

Besonders emotional wird die Inszenierung immer dann, wenn sie Kleists Rastlosigkeit aufzugreifen sucht. Wiederholt donnern virtuelle Züge durch den Raum, werden die Geländer zu Bahngleisen und Koffer hin- und hergetragen. Inga Schmidt vom Frankfurter Theater des Lachens gelingt in all dieser Bewegung ein mal grüblerischer, meist jedoch energisch getriebener Kleist, für den es irgendwann nur noch einen annehmbaren Platz zu geben scheint: im Koffer.“
Märkische Oderzeitung vom 22.10.2005