WIE'S IM BUCHE STEHT

Zum 20. Jahrestag des Mauerfalls veranstalten wir ein spektakuläres Freilufttheater mitten im Herzen Berlins. Ausgangsmaterial für diese Marathon-Performance, die sich drei Tage und Nächte lang ununterbrochen durch den öffentlichen Raum bewegt, ist die Vielfalt der Titel und Thesen, der Meinungen und Interpretationsansätze zu den Ereignissen um 1989: Zehntausend Buchtitel, die sich alle mit „Wende“, „Mauerfall“, „Ost-West“ und „Teilung“ beschäftigen, werden, zu einer großen 1989er-Geschichts-Ballade verarbeitet, als vielstimmige Stafetten-Rezitation kreuz und quer durch Berlin getragen.

Gäste und Passanten, Gruppen, Vereine und unterschiedliche Berliner Künstler übernehmen an den einzelnen Stationen einen Abschnitt der Titelliste, die ein Team von inszenierten Museumswächtern per U-Bahn, Schiff und Fahrrad-Rikscha, zu Fuß und per Trabbi vom Bebelplatz zum Wannsee transportiert, vom Thälmannpark zum Platz der Republik und weiter auf den ehemaligen Mauerwachturm im Schlesischen Busch, von der Neuköllner Eckkneipe über den Gemüsemarkt und einen Sportplatz bis hinaus nach Marzahn und Schöneweide. Das Titelgedicht taucht ab in U-Bahnschächte, hebt mit dem Heißluftballon ab, es wandert durch Hinterhöfe und übernachtet als Hörbuch in einem Zelt. Mal läuft es flott im Tangoschritt oder wird, ganz ungehetzt, in Gebärdensprache übersetzt. Von Chören wird es gesungen, von Rappern gesprochen, von Spaziergängern geflüstert oder mit dem Megaphon verstärkt, auf dem Alex mit Pauken-schlag serviert und am Hackeschen Markt dezent mit der Gitarre vertont... Und immer wieder kehrt es zurück zum Ausgangspunkt auf dem Geschichtsforum. 

Dort kann die moderierte Übertragung von Uli Jäckles Stafetteninszenierung bei der Buchgedicht-Startbahn im Innenhof der Humboldt-Uni auf dem Bildschirm live mit verfolgt werden.

Im Verlauf der Performance werden die beteiligten Berliner Akteure zu einem Chor der Geschichtsschreibung, und die Begriffe, Schlagwörter und Textfrag-mente verwandeln sich in einen assoziativen Strom, der die Produktion und Vermittlung von Historie als kollektiven Prozess sinnlich erfahrbar macht.

 

CREDITS

 

Regie: Uli Jäckle | Text: Carsten Schneider, Suzanne J. Hensel | Dramaturgie: Luzia Schelling | Musikalische Leitung: Jochen Hesch | Moderation: Britta Steffenhagen |Produktion:Luzia Schelling, Jürgen Zinke | Filmische Dokumentation: Steffen Dost | Livemusik: Meike Helbig, Christian Timme | Performance: Florian Brandhorst, Irene Eichenberger, Giuliana Fanelli, Katja Fillmann, Arnd Heuwinkel, Ronald Jopt, Saskia Kästner, Mareike Kaiser, Heidrun Kaletsch, Eckhard Müller, Katja von der Ropp, Luzia Schelling, Michael Wenzlaff

 

Gäste: Juli Ndoci von Goyamars, Gorki-Theater-Jugendclub, Kinderchor Canzonetta, Die Frau Marthes vom MGT, Berlin-Balboa-Swing, Airport-Yoga, Trabant-Club Berlin,  Senioren- und Shantychor Intermezzo, Tänzerinnen von Collage Moderne, Die Sambakids, Sarabande, die Breakdancegruppe Four Elements, u.a.

Eine Auftragsproduktion von Uli-Jäckle-Productions für das „Geschichtsforum 1989/2009“ in Berlin, in Zusammenarbeit mit der Bundeskulturstiftung. Gefördert vom Hauptstadtkulturfonds.