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TRAFFICO

„Glassplitter, Reste von Lack, das sind noch die auffälligeren Spuren. Aber diese Spuren verschwinden schnell, die tatsächlichen Fälle sind kaum zu erkennen nur mit Kennerblick, die langen Bremsspuren auf dem Asphalt, die kurz vor dem Ende nach rechts herüberziehen, ins Nichts, oder die mitten auf der Teerdecke wieder aufhören. Die Spuren sind schwer zu erkennen, die Splitter rasch zerfahren, Lack und Schrammen vom Regen verwaschen, und die Lücken im Metall schließen sich meist von alleine wieder, wachsen wieder zusammen, schließen sich wie von Geisterhand, die Lücken in den Leitplanken...“  

Regeln bestimmen unser aller Dasein, sie sind dazu da, Risken zu minimieren und machen eine soziale Gesellschaft erst möglich. Anhand der allgemein gültigen Verkehrsregeln entwickelt ASPIK ein deutsch-italienisches Verkehrsdrama: TRAFFICO. Das Stück nimmt seinen Anfang unter freiem Himmel auf einem Verkehrsübungsplatz und führt sein Publikum im zweiten Teil in den Theaterinnenraum. «Traffico» zeigt Verkehrsteilnehmer/innen, die im Alltag, den Strassen, Büros und Privaträumen durch eine Vielzahl von Verkehrssystemen und Verkehrsregeln schicksalhaft miteinander verbunden sind. Es erzählt von den Träumen eines Verkehrspolizisten und dem Augenblick, in dem ein Unfall die ganze Welt stillstehen lässt. «Traffico» ist ein tragikomisches Stück Verkehr, das einen Verkehrsübungsplatz in den Mikrokosmos eines Schrebergartenidylls und eine Kreuzung in den Mittelpunkt der Welt verwandelt. «Es ist das Gefühl der Berührung. Sie fehlt uns so sehr, dass wir miteinander kollidieren müssen, um überhaupt etwas zu spüren.»

 

 

CREDITS

 

Regie: Uli Jäckle | Texte: Paul Brodowsky | Musik: Roman Keller | Produktion: Dorle Trachternach

mit Barbara Mazzi, Maddalena Monti, Luzia Schelling, Iza Terek-Jopkiewicz, Florian Brandhorst, Arnd Heuwinkel, Marco Lorenzi, Michael Wenzlaff

Koproduktion mit: dem Theater "Il Mulino di Amleto"Turin,  International art research location Schloss Bröllin; dem Festival PHÄNOMENALE Wolfsburg, der HbK Braunschweig, dem Theater am Kirchplatz Liechtenstein, dem TfN Hildesheim und dem Festival "Quartieri dell'arte" Viterbo

Gefördert durch das Land Niedersachsen, das Kulturbüro der Stadt Wolfsburg, schloss bröllin e.V., das Ministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur des Landes Mecklenburg-Vorpommern, Quartieri dell'arte Viterbo, TaK Liechtenstein

TERMINE

  •     Okt. 2010 | Festival Quartieridell'arte Viterbo
  •     Sep. 2010 | Theater am Kirchplatz Liechtenstein
  •     Feb. 2010 | Festival Phänomenale Wolfsburg
  •     Okt. 2009 | HbK Braunschweig
  •     Okt. 2009 | Theater für Niedersachsen Hildesheim
  •     28. Aug. 2009 | Specific sight seeing Festival, Schloss Bröllin | Premiere

 

 

PRESSESTIMMEN

 

„Wenn man das Leben als Verkehrsstruktur betrachtet, läuft es mal flüssig wie auf einer Autobahn, mal stockend wie in einem Stau und irgendwann auch so langsam wie in einer 30-er Zone ab.Und wenn sich ein Fehler in dieses System einschleicht, etwa ein Unfall, kommt man von der Fahrbahn ab, das Leben gerät aus den Fugen."

..."In dieser Produktion des Hildesheimer Theaters ASPIK ist es schnell vorbei mit dem friedlichen Beamtenleben. Unter der Regie von Uli Jäckle und mit Texten von Paul Brodowsky ist ein höchst skurriles, traurig-schönes Stück entstanden. Denn Rüdiger wird von einer bösen Erinnerung verfolgt. Er hat ein kleines Mädchen überfahren. Wie diese Geschichte auf meheren Ebenen erzählt wird, ist nicht leicht zu entschlüsseln, aber gerade das macht diese Inszenierung so spannend. Auf der Bühne werden nach dem leichtfüßig verrückten Auftakt an der frischen Luft die ganzen Untiefen der Geschichte ausgeleuchtet. Das Schauspiel-Ensemble ist insgesamt sehr stark, aber vor allem Arnd Heuwinkel gelingt es gerade mit seinem zurückhaltenden Spiel, ganz viel zu erzählen. Am Ende ist alles über ihm zusammengebrochen: Da will Rüdiger zurück in ein überschaubares Leben, in die Grenzen und die Sicherheit eines kleinen Vogelkäfigs. Ein eindrücklicher Schluss einer ganz starken Inszenierung.“

T. Meyer, Braunschweiger Zeitung, 24.10.09

 

„Zum Brüllen komisch und gleichzeitig tragisch präsentiert sich das Verkehrsdrama von Uli Jäckle (...) Neben beinahe Alltäglichem tanzen die Polizisten in verkehrsregelnden Verrenkungen und umspielen die Verkehrsschilder, mit denen die ganze Welt erklärt werden kann. Doch dann geschieht das Undenkbare: ein Unfall, für den ein Verkehrspolizist verantwortlich ist. Die Erläuterung, was genau geschehen ist, bekommt der Zuschauer dann im Theatersaal. Mittels Zeit- und Ortsprüngen wird das Drama aufgeschlüsselt und entfaltet seine ganze Intensität, so dass das Publikum zeitweise nicht weiß, ob es lachen oder weinen soll. (...) Von der Aufklärung bis zur Weihnachtsgeschichte – alles kann mittels der Verkehrsschilder erklärt werden (...) In den von Ansagen eines Navigationsgeräts oder obskuren Fragen zur Verkehrssicherheit begleiteten Sequenzen zeigt sich hinter aller Komik die tragische Komponente des Stücks. Polizisten bei der Betriebsfeier, der einsame Vater, der verzweifelt auf den Anruf seines Sohnes wartet, eine Frau mit einem leeren Vogelkäfig – der Vogel wurde Opfer eines Verkehrsunfalls, den ein Polizist verursacht hat. Parallel zu den skurrilen Konversationen in Donald-Duck-Sprache tun sich menschliche Abgründe auf. Wut, Wahn und Verzweiflung – aber natürlich immer geklärt durch Schilder und Reglen.“

Mia Frick, Volksblatt Liechtenstein, 25.09.10

 

 „Schicksalhafte Verbundenheit im Verkehr: „Traffico“ von theater ASPIK begeisterte die Zuschauer im TaK. (...) Polizisten regeln den Verkehr, zunächst sachlich, dann mit anmutigen ballettartigen Bewegungen, und nach einer Pause geht das tragikomische Spiel im Theatersaal weiter. (...) Ungeheuer witzig war die Erzählung der Weihnachtsgeschichte, die mit Verkehrsschildern illustriert wurde."
ct, Liechtensteiner Vaterland, 25.09.10

 

aus "DIE TRAGIK DES FALSCHEN MOMENTS"

..."Die neueste Produktion von Theater ASPIK, in Koproduktion mit der italienischen Truppe „Mulino di Amleto,“ beginnt auf dem Verkehrsübungsplatz mit einem skurillen Blick auf den Alltag eines Verkehrspolizisten, der nur locker in der Wirklichkeit verortet ist. Durch einen technischen Kniff wirkt die Szenerie noch etwas schräger, denn während Arnd Heuwinkel über den Platz streift, kommt „seine“ Stimme über Playback aus dem Off, und das führt zu einer spannenden leichten Verschiebung zwischen Spiel und Sound."

..."Nicht zuletzt sind es die Texte von Paul Brodowsky, die eine unwirtliche Atmosphäre heraufbeschwören, da simple Alltagsbeobachtungen mit Bedeutung aufgeladen werden: „Eine Frau auf der Straße spricht laut in ihr Mobiltelefon, als würde sie einen Hund zurechtweisen“ oder „Ein Wolf, der einen  Moment vor der Metzgerei stehen bleibt.“ Nach dem herrlich komisch choreographierten Chaos führt ein anderer Polizist (Florian Brandhorst) das Publikum ins THEO, wo die Geschichte ihre Erdung erfährt, ohne ihren tragischen Humor zu verlieren."

..."Die Menschen in TRAFFICO sind gebeutelte, und wenn sie sich ihre grauen Strickjacken überziehen, auch gebeugte Persönlichkeiten am Rande des Wahnsinns. Darüber hilft nicht mal die feucht eskalierende Weihnachtsfeier auf der Polizeiwache hinweg, denn man findet einfach nicht die richtigen Worte."

..."Vielleicht ist die Sprache verstummt, weil ein Ball auf die Straße rollte, ein Kind vors Auto lief und danach nichts mehr so war wie bisher. Dabei wollte der Polizist doch nur schnell zu seinem Vater, um ihm seine Tabletten zu bringen. Die Tragik des falschen Moments“.
Tim Meyer, Hildesheimer Allgemeine Zeitung, 10.10.09